Neulich musste ich auf einer Verpackung
wieder mal meine Lieblings-Lebensmittel-Lüge lesen.
„Jetzt mit verbesserter Rezeptur!“, stand
da.
Mal ehrlich, wann hat je eine neue Rezeptur
etwas besser gemacht ?
Glatt gelogen ist das.
Glatt gelogen ist das.
Übersetzt müsste es eigentlich heißen:
„Wir haben endlich eine Methode gefunden,
unser Zeug günstiger zu produzieren!“
Das wäre ehrlich.
Aber ehrlicherweise müsste man dann ja auch
den Preis anpassen.
Das wird auch gemacht, allerdings nur wenn
es heißt:
„Jetzt in neuer, verbesserter Verpackung!“
Die rechtfertigt dann einen 20%igen
Preisaufschlag, den wir Gewohnheitstiere hinnehmen ohne zu merken, dass die
neue Verpackung 15% weniger Inhalt bietet und daher nur für einen eine
wirkliche Verbesserung bedeutet: den Hersteller.
Und obwohl immer mehr Menschen
augenscheinlich ihr Bewusstsein für den großen Konsumschwindel entdecken,
ändert sich nix. Warum?
Vielleicht, weil in einer Gesellschaft, in
der so viele für drei fressen, saufen und kaufen es nun mal nicht auffällt,
wenn einige sich dem Beschiss entziehen.
Oder sind wir mittlerweile alle so verglobalisiert,
dass uns die ganzen Zusammenhänge am dick gewordenen Allerwertesten
vorbeigehen?
"Ohne Geld gäbe es gar keine Armut" (Gerhard Polt)
Natürlich sind die Zeiten vorbei, in denen
wir unser Essen jagen und unsere Kleidung selbst herstellen mussten. Durch die
Industrialisierung blieb uns auch nichts anderes üblich, als das zu enden, was
wir heute schon von Geburt an sind: Konsumenten.
Die Zeit, die wir heute dadurch sparen,
dass alles nur noch einen Mausklick und ein bis zwei Werktage Lieferzeit
entfernt ist, könnten wir ja auch darauf verwenden, uns über die Sachen zu
informieren, über die wir so schnell und billig verfügen können. Machen wir
aber nicht. Und wenn doch, dann nicht, weil wir den produzierenden Konzernen
misstrauen.
Früher gab sich das Volk mit „Brot und
Spiele“ zufrieden. Heute haben wir ein ganz anderes Bewusstsein. Wir wissen
mittlerweile, dass Weizen dick macht und verzichten deshalb freiwillig auf das
Brot.
Alle Informationen sind da draußen und
warten darauf, in eine Argumentationskette gegen den totalen Konsum geflochten
zu werden. Wenn man das denn will.
Es soll mir auch kein Primark-Kunde
erzählen, er wüsste nicht, dass sein T-Shirt für 2,50 Euro mit Blut, Schweiß
und Tränen genäht wurde – was natürlich, dank der chemischen Reinigung, alles wieder
rausgegangen ist.
Das einzige, was einen noch wütender macht:
das Schickimicki-Leibchen aus der Designer-Butze nebenan hat wahrscheinlich am
gleichen Tisch in Bangladesh das Licht der Konsumwelt erblickt und geht dank
Label für das fünfzigfache über den Ladentisch.
Das alles zu wissen ist heute kein
Hexenwerk mehr, aber alles, was jeder einzelne von uns gegen diese Konsumgewalt
tut, verkleinert natürlich auch die eigene Komfortzone.
Das Prinzip, welches sich scheinbar durchgesetzt
hat lautet: Damit es einem selbst gut geht, muss es einem anderem schlecht
gehen.
Oder, um es mit Gerhard Polt zu sagen:
„Ohne Geld gäbe es gar keine Armut.“
Aber wie viel schlechter geht es uns, wenn
wir ein paar Cent mehr für den sauber produzierten Liter Milch ausgeben oder
ein paar Euro mehr für das T-Shirt von dem Hersteller, der nachweisen kann,
dass seine Produktion fair läuft?
Und gesundheitlich würden wir sicher auch
besser fahren, wenn wir auf einige industriell hergestellte Rezepturen
verzichten – mögen sie noch so verbessert sein.
Song zum Thema (eigentlich zu fast jedem Thema, einschließlich amerikanischer Wahlkampf): Randy Newman - It´s Money That Matters
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