Dienstag, 31. Mai 2016

Milch macht müde Mercedesse munter!


In Zeiten der ökonomischen und ökologischen Krisen gilt es neue Wege zu gehen.
Das Öl wird knapp, das Geld ist es schon und Mutter Natur steht durch Raubbau und CO2-Ausstoß kurz vor der Null-Linie.
Auf der anderen Seite schütten erboste Milchbauern das Erzeugnis ihrer vierbeinigen Lebensgrundlage in den Gulli, weil das günstiger ist, als es in den Handel zu bringen.
Dabei gäbe es für all diese Probleme doch eine perfekte Lösung.

Milch statt Benzin!

Unsere Forscher sollten sich weniger mit dem Zumüllen des Alls beschäftigen, sondern vielleicht mal damit, wie man aus diesem natürlich nachfließenden Rohstoff einen Kraftstoff machen kann.
Der Milchpreis könnte konstant auf 80 Cent verbleiben. Kein unerwarteter Beschaffungspreisanstieg vor den Feiertagen, kein kollektives „Montagstanken“ mehr.
Die Teuerungsrate der Müslimilch wird locker durch den günstigen Kraftstoffpreis aufgefangen.
Quatschprodukte wie die „Milchschnitte“ würden als netter Nebeneffekt wohl ganz vom Markt verschwinden.

Man stelle sich vor, dass unsere Luft nicht mehr nach dem Vorhof der Hölle riecht, sondern nach Vanille-Milchshakes.
Und nicht nur Autofahrer und Bauer könnten dann aufatmen.
Die Wertschätzung für das gemeine Rindvieh würde überall auf der Welt hinduistische Ausmaße annehmen.
Die Wiederkäuer würden wieder eines natürlichen Todes, nämlich an Altersschwäche, sterben.
Unser aller Fleischkonsum würde auf ein verträglicheres Maß schrumpfen.

Der Preis für ein Tier würde extrem in die Höhe schnellen, um eine Selbstversorgung durch eine Privatkuh in Grenzen zu halten.
Die normale Versorgung wäre allerdings flächendeckend - jede Kuhweide eine Tankstelle.
Gut, die müssten natürlich bewacht werden, aber das bietet ja auch wieder Möglichkeiten für den Arbeitsmarkt.

Und was wird dann aus den Tankstellen? Nun, die könnten umrüsten, oder das bleiben, was sie eigentlich schon sind: Supermarkt-Bäckerei-Restaurants. 
Dann aber mit Platz für die Außengastronomie - wenn die Zapfsäulen erstmal weg sind.
So sehr man auch hin und her überlegt, diese Idee hat nicht einen Nachteil – es sei denn man ist von Beruf Scheich. Dann muss man eben trotzig weiter mit dem heimisch abgezapften Öl vorlieb nehmen. 

Wir aber packen die Kuh in den Tank!



Diesen Clip bitte mit glücklichen Kühen vorstellen:

Freitag, 27. Mai 2016

Die Schlagerparty… “The Singing Dead” im Discobeat


Es gibt eine Plage, die heute unser Land in etwa so schonungslos in ihrer Gewalt hält wie dereinst die Syphilis – und das ist die Schlagerparty.
Alles, was man dafür braucht ist eine Dorfdisco, eine Schützenhalle oder auch ein Mehrzweck-Veranstaltungszelt, dazu ein Helene-Fischer Lichtdouble und eine handvoll gebrochene Z-Prominente, die selbst für Scripted Reality-Formate schon lange nicht mehr tragbar sind und nun ihr Heil im Schutze des Halbplaybacks suchen.
Das Ganze abgerundet mit mehreren Hektolitern Alkohol in verschiedenster Ausführung und schon ist die Bude voll – im doppelten Sinne versteht sich.
Untermalt von Bontempi-Orgelklängen mit Stumpfbeat werden dem ortsansässigen Refrain-Vieh dann rudimentäre Textbausteine hingeworfen, die es auch dann noch mitbäuern kann, wenn sich IQ und Promillegehalt längst auf Augenhöhe befinden.

Obwohl sie der natürliche Antagonist des Rockkonzertes ist, wird die Schlagerparty auch von verhältnismäßig vielen Männern besucht. Warum die sich den testosteronzersetzenden Klängen ausliefern scheint klar: Schlagerparties bieten dem Mann die Möglichkeit, sich endlich mal wieder den Kitt aus den Sackfalten schlagen zu können – und sei es mit dem eigenen Ehe-Opfer. Nach 5 Stunden „Ausgelassenheit“ mit Begattungspolka, Stroboskop und jeder Menge Spaßgetränke, wie „Blow Job“, „Gangbang“ oder „Rosa Flittchen“, kann der Herr der Schöpfung zu Hause im Boxspringbett noch ganz ungestört eine Runde Koma-Sutra durchspielen, ohne auf Bedürfnisse der Gegenseite eingehen zu müssen. Das schaffen selbst die Herren, die das Gefühl „Atemlos durch die Nacht“ eigentlich nur noch kennen, wenn das Asthma-Spray zur Neige gegangen ist.
So vielfältig die Beweggründe für eine Mittäterschaft bei diesen Hohl-Happenings sind, so vielfältig sind auch die Stilarten des Schlagers, der ja heute gerne mal volkstümelig oder auch verpoppt dahersuppt.

Der Urmeter der deutschen Betankungsfröhlichkeit

Fast schon mit Wehmut denkt man an die veraltete, klassische Variante zurück, bei der „eine neue Liebe“ wie ein „neues Leben“ war und bei der Tränen immer die Wahrheit sagten. Hochphilosophie, verglichen mit der schlecht getakteten Reimschändung des heutigen Pop-Schlagers.
Den Urmeter dieser deutschen Betankungsfröhlichkeit findet man übrigens auf Mallorca in einem Schuppen namens „Bierkönig“. So der offizielle Name. Die Bezeichnung„Jürgen Drews-Mausoleum“ trifft es schon eher, denn noch immer verrichtet dort einmal in der Woche das Kopfweh-Ungeheuer seinen Dienst am Sangriaverseuchten Gröhl-Teutonen mit einer Beharrlichkeit, die den „König von Mallorca“ eher schon wie die „Queen Mum“ der Balearen erscheinen lässt. Allerdings gilt für Onkel Jürgen das Prinzip, wie für Iron Maiden in puncto Musik-Klischee: „Die dürfen das, die haben es schließlich erfunden. „

Nichtsdestotrotz liefert der Kornfeld-Kasper zusammen mit einer Heerschar weiterer, skurriler Animationstrolle schon seit Jahren den Soundtrack für zehntausende Ballermänner und Ballerfrauen, die sich wie eine offene Hose benehmen, nur weil sie auf Urlaub sind. Ursache und Wirkung scheinen auf Mallorca leicht zu verschwimmen. Hört man nun Schlager, weil man Alkohol getrunken hat, oder trinkt man Alkohol, weil man Schlager gehört hat? Egal, was muss, das muss und wer muss, der geht halt in den Pool.

Wer zwei Wochen lang dauersaufend den Tag mit seiner Anwesenheit verseucht und nachts  die Atmosphäre eines an sich friedlichen Feriendomizils mit debiler Besatzungsmusik schändet, um das Optimum aus seinem Urlaub rauszuholen, dem muss man sicher nicht mit indianischer Erkenntnis kommen. Und doch sollten für Malle-Urlauber dieser Prägung an Flughäfen Räume eingerichtet werden, in denen sie nach der Rückkehr sitzen und warten können, bis ihnen ihre Würde nachgereist ist.


Iron Maiden fragt hier zu Recht: Can I Play with Madness?

Donnerstag, 19. Mai 2016

Some Kind of Münster - In der Stadt der Speichenzecken


Wir alle kennen ja Dinge, die man unbedingt mal im Leben gemacht haben sollte.
Backpacking in Südost-Asien, Bungee Jumping, ein Tattoo stechen lassen, mit Delfinen schwimmen, sich selbst einen Einlauf verpassen und anschließend 30 Tage lang fasten, Baum bauen, Kind pflanzen, Haus zeugen – und ähnliches.
Wann immer ich von jemandem so eine Aufzählung höre, erweitere ich sie immer gerne um einen Punkt: Autofahren in der Innenstadt von Münster!
Wer das je macht hat, der ist auch bereit sich selbst einen Einlauf zu verpassen – und zwar direkt im Anschluss.

Man bekommt sehr schnell den Eindruck, dass die Stadtplaner den Kern dieser Tatort-Kulisse direkt als Verkehrshindernis angelegt haben.
Wie autofeindlich und verbaut die Stadt der Speichenzecken ist, durfte ich neulich wieder bei einem Auftritt dort erleben.
Nachdem ich mein Equipment aus dem Auto geladen hatte, welches ich zu diesem Zwecke direkt vor der Location parken durfte, fragte ich den Veranstalter, wo ich denn den Boliden für die Zeit des Auftritts Knöllchenfrei parken könne.
„Oh, wir haben einen Parkplatz direkt hintern Haus, am besten also da.“
Mein Blick fiel auf die imposante Hausfassade, die eine Hofeinfahrt vermissen ließ und ich fragte: „Wie komme ich denn hinter das Haus?“
„Also“, sagte der Veranstalter, „du fährst hier die Straße runter, biegst die nächste rechts ab und fährst weiter bis zum Kreisverkehr, okay?
Da dann die zweite Ausfahrt ab, in Richtung Rheine und dann die dritte Strasse wieder rechts, dann die zweite links und direkt zweimal rechts, bis ganz hinten an dem Schild "Anlieger frei" durchfahren – dann stehst du hier schon auf dem Hinterhof. 
Wenn du da bist, ruf mich kurz auf dem Handy an, dann mache ich hinten die Tür auf.“

Und so überließ er mich meinem Schicksal auf dem Weg durch den Wilsberg-Dschungel, auf dem ich mich natürlich, trotz seiner Angaben und Navi, glatt verfuhr und wahrscheinlich über kurz oder lang in Holland gelandet wäre, hätte mich der Veranstalter nicht schließlich per Handy durch Gassen gelotst, die nicht breiter als Kinderrutschen schienen. Nie wäre ich darauf gekommen, hinter diesen Pinkelrinnen Leben zu vermuten.
Nach der gefühlten Dauer eines amerikanischen Roadmovies parkte ich endlich meinen Wagen gute 12 Meter von der Stelle entfernt, von der ich vor Einbruch der Dunkelheit losgefahren war. 
Nur eben hinter dem Haus.

Zwar hatte ich nun eine plausible Erklärung für das Publikum, warum sich meine Auftritt um 20 Minuten verzögerte, auf Verständnis durfte ich aber nicht hoffen, weil die Leute natürlich alle mit dem Fahrrad da waren - pünktlich.


Hätte ich damals doch besser auf Peter Petrel gehört...


Dienstag, 10. Mai 2016

Schluss mit der Bierquälerei!


Bergfest einer Radtour im Biergarten bei Kaiserwetter.
Der Herr am Nebentisch gibt seine Bestellung auf.
„Ich hätte gern ein herkömmliches Bier!“
Das hat er wirklich gesagt: „herkömmliches Bier“.
Da ich noch auf meins warte, lasse ich mir erstmal die Worte des Herrn auf der Zunge zergehen
und komme nach einer kurzen Erheiterung zu dem Schluss, dass man heute wohl genau so sein Bier bestellen muss.
Herkömmlich. Punkt.
Keines dieser aromatisierten Panschverbrechen, derer sich mittlerweile ein Großteil der Brauereien in aller Welt schuldig machen, um sich ja auch noch dem seichtesten Gaumen anbiedern zu können.