Donnerstag, 28. Juli 2016

Von Boy-Toys und Sugar-Daddys


Ein Phänomen unserer immer altersloser werdenden Gesellschaft ist das Paarverhalten diametral gegensätzlicher Altersgruppen und seine allgemeine Akzeptanz.
Hat man sich früher mit seinem Lebenspartner noch ein erbittertes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gute Seite des sauer ersparten Doppelgrabes geliefert, so findet man heute immer mehr „Seelenverwandte“, bei denen klar ist, dass einer der beiden demnächst auf natürliche Weise das Schaufel-Derby für sich entscheiden wird – und zwar mit mehreren Längen Vorsprung.
Im Regalfall ist es ja der Mann, der sich denkt: Ich kneife den Arsch so oder so eher zu, dann kann ich mir ja auch eine junge Frau suchen, mit der man zusammen alt werden kann – also bis sie 25 ist, jedenfalls. Besonders verbreitet und akzeptiert ist diese Praxis bei sogenannten „Prominenten“.
Sobald die Ehefrau-Version 1.0 eine unübersehbare Patina angesetzt hat, die sich auch operativ nicht mehr zurechtmetzgern lässt, zieht der, von Natur aus weiterhin begehrenswerte Grandseigneur schnell eine Zell-Erneuerung für Tisch, Bett und Blitzlichtgewitter in Betracht.
Diese ist auch schnell gefunden, denn jeder Großstadt-Disco-Kontakthof hält allabendlich williges Casting-Material für genauso diesen Zweck bereit.

Junge Frauen, für die das Erfolgsmodell „Promi-Sterbebetreuung“ oft die einzige Möglichkeit zum sozialen Aufstieg ist. Ihr Ziel ist klar definiert: Lieber der Q8 als Hartz 4.
Oder um es mit dem leicht abgewandelten Songtitel des alten Joy-Flemming-Hits zu sagen: „Ein Glied kann eine Brücke sein.“ Wenn die Nachwuchsfrau Glück hat, handelt es bereits um eine Hängebrücke. Und wenn nicht, egal, denn natürlich ist es Liebe und was machen da schon 35 Jahre Altersunterschied? Am Ende des Weges winkt neben dem Nachlass auch noch der „Simone-Rethel-Gedächtnis-Preis“.

Die Penispumpe des Silberrückens

Wie heißt es so schön:„Liebe macht blind“ und man möchte ergänzen: selbst dann, wenn die Nase bereits den Verwesungsgeruch wittert. Aufreizend schnell haben die jungen Dinger ihr neues Konto ohne Limit ins Herz geschlossen und nehmen es dafür auch in Kauf, von ihrem Silberrücken einmal die Woche in die Liebsschaukel eingespannt zu werden. Andere Bewegungsmuster der zielführenden Erotik verbietet die Konstitution der Körper-Ruine, aber selbst so keucht der heißgelaufene Bronchosaurus lauter, als selbst die Stadtmauern von Jericho es vertragen hätten.
Wenn es der angehenden Schmuck-Designerin mal zu bunt wird, hat sie immer noch die Möglichkeit, seine Penispumpe zu sabotieren oder die Viagra mit Schlafmittel zu strecken.
Das wirklich alle Schamgrenzen gefallen sind, zeigt die Tatsache, dass auch eine abgewetzte Ledertasche wie Peter Maffay noch den Modellwechsel schaffen kann, hin zu einem Geschoss, das nur unwesendlich älter ist als das Motorrad, das er sonst besteigt.
Man kann natürlich auch das Pech haben wie RTL2-Millionär Robert Geissen und muss seinen falschblonden Ehehobel bis zum bitteren Ende fahren. Und das, obwohl deren Lichtmaschine schon längst dem Kabelfraß anheim gefallen ist.

Anbaggern oder Sitzplatz anbieten?

Aber selbst wenn „das“ Carmen sich mal von ihrem Corega-Tabs-Fetischisten trennen würde, müsste sie dank ihrer Abfindung auch nicht auf Ersatz von der Frischfleischtheke verzichten. 
„Boy Toy“ ist da das Zauberwort.
Einen Boy Toy muss man sich vorstellen wie einen Vibrator mit eigenem Blutkreislauf.  
Eine prominente Frau, die ein ziemlich schiefes Lied über diese Art Jungmänner singen kann, ist Madonna, die schon länger als eine Art Ausbildungsbetrieb für juvenile Wechseljahresbegleiter gilt.
Ein wenig muss sich das konservative Auge noch daran gewöhnen, dass ein Jüngling sich verliebt an der Seite einer Frau zeigt, deren Altersklasse ihn normalerweise den Sitzplatz im Bus räumen lässt.
„Was den Mädels recht ist, mach ich in billig“, denkt sich der Trombosen-Torrero und lässt sich willig mit Klamotten einkleiden, die stets farblich auf die Nobel-Handtaschen seines Vintage-Weibchens abgestimmt sind.
Für diese männliche Version der Frischzellenkur hat man also mit „Boy Toy“ einen knuffigen Anglizismus gefunden, der auch gleichsam als Arbeitsplatzbeschreibung zu verstehen ist.

Ob die männliche Ausgabe der Bling-Bling-Lolita die gleiche Ausdauer an den Tag legen wird wie ihr weibliches Pendant muss abgewartet werden. Bis jetzt ist meines Wissens noch nie einer über den Status des Menopausenclowns hinweg gekommen und hat es bis zum bitteren Ende durchgezogen, was wohl daran liegt, dass man sich als alternde Diva mit Hilfe eines weitaus wichtigeren Mannes, nämlich des Chirurgen, oder wenn man so will, ihres Toy Boys dank Silikon und Botox zu konservieren weiß.


Nein, kein Song von Madonna, obwohl die Verlockung groß war...

Freitag, 8. Juli 2016

„Kaputt, kaputt, kaputt – das Spiel ist kaputt!“


Glückwunsch, die Franzosen stehen also im Finale ihrer EM – 
mit zwei echten Torchancen in 90 Minuten.
Ein Handelfmeter, den man sicher geben kann, keine Frage. Nur dann dürften sich die Schiris eigentlich bei jeder Ecke die Lunge aus dem Hals pusten und schon mal sporadisch auf den Punkt zeigen, weil irgendwas ist ja immer nicht ganz sauber.

Beim zweiten Tor sind dann nicht nur Neuer so aus wie ein Orchestermusiker, der bei seinem einzigen Beckenschlag am Abend den Einsatz ganz knapp verpasst.
So was passiert eben.
Das wirklich Bittere: Die deutsche Mannschaft hat ein richtig gutes Spiel gemacht, vielleicht sogar das beste des Turniers, wie Toni Kroos meinte. So ein Spiel darfst du eigentlich nicht verlieren. 
Was war also das Problem? Zu viele Ausfälle? Bei unserer Bank, nein. Chancen nicht genutzt? 
Liegt bei null Toren im Spiel auf der Hand.
Das wirkliche Problem wird schon das ganze Turnier über klar: Das Spiel ist kaputt.

Rückblende.
Erinnern wir uns mal an das EM-Turnier in Portugal vor 12 Jahren.
Spätestens nach dem 9er-Riegel der Franzosen gestern sind Ottos EM-Griechen von 2004 mehr als rehabilitiert. Was hat man damals auf die Defensivtaktik von Rehakles geschimpft und bewundert heute zwei Viererketten, die sich perfekt vor dem eigenen 16er verschieben
und erstmal nix anderes vorhaben als ein Fußballspiel zu verhindern. Moderne Spielweise, heißt es heute.
Die Folge ist aber Schablonenfußball á la Guardiola: Ballbesitz, Ballsicherung, Passsicherheit, Zuspiele im Dreieck. Verhindern, verhindern, verhindern anstatt zu riskieren.
Wäre der heutige Fußball eine Trinkspielvorlage, bei der man zu jedem Querpass einen Kurzen vernichten müsste, würden selbst Voll-Alkoholiker den Anstoß zur zweiten Halbzeit selten erleben.

Nur noch 9 gegen 9 -  Warum nicht?

Mal ehrlich, eine Sportart, deren Erfolg mittlerweile in einer dämlichen Einheit wie Packing errechnet wird, soll unser Herz erreichen? Nicht wirklich.
Man will jetzt nicht mit der Vergangenheit kommen, denn da gab es auch ganz gruselige Taktiken. Und die Zeit eines Horst Hrubesch ist nun mal vorbei.
Tatsache ist aber, das man sich heute noch an ihn erinnert und sich sicher sein kann, dass damals bei jedem Ball die Naht auf Spannung ging, wenn er in die Nähe von Hottes Birne geriet.

Heute ist der Stürmer eine aussterbende Spezies und gilt als wunderbares Beispiel dafür, dass Integration ins Mittelfeld funktioniert. Tore schießt man aber nun mal vorne.
Müssen wir wirklich unseren Kindern erzählen wie früher mal Fußball gespielt wurde, so mit
Stürmer und Abseitsfalle, damit diese Tradition wieder auflebt? Das wäre schade.
Wir könnten den athletischsten Fußball aller Zeiten erleben und bekommen leider zu oft nur den taktischsten zu sehen. Und das macht einfach keinen Spaß mehr.

Wenn das so weitergeht, dann muss man sich Änderungen überlegen.
Vielleicht nur noch 9 gegen 9 oder das Abseits abschaffen.
Sonst kann man sich als Fußballprofi gleich verbeamten lassen.

Oder, ihr macht das Spiel wieder heile, ihr Guardiolas und Tuchels, ihr Murinhos und Ancelottis.
Wie?
Geht´s raus und lasst´s Fußball spielen…


War früher der Fußball besser? Na, ganz früher wohl nicht...