Freitag, 8. Juli 2016

„Kaputt, kaputt, kaputt – das Spiel ist kaputt!“


Glückwunsch, die Franzosen stehen also im Finale ihrer EM – 
mit zwei echten Torchancen in 90 Minuten.
Ein Handelfmeter, den man sicher geben kann, keine Frage. Nur dann dürften sich die Schiris eigentlich bei jeder Ecke die Lunge aus dem Hals pusten und schon mal sporadisch auf den Punkt zeigen, weil irgendwas ist ja immer nicht ganz sauber.

Beim zweiten Tor sind dann nicht nur Neuer so aus wie ein Orchestermusiker, der bei seinem einzigen Beckenschlag am Abend den Einsatz ganz knapp verpasst.
So was passiert eben.
Das wirklich Bittere: Die deutsche Mannschaft hat ein richtig gutes Spiel gemacht, vielleicht sogar das beste des Turniers, wie Toni Kroos meinte. So ein Spiel darfst du eigentlich nicht verlieren. 
Was war also das Problem? Zu viele Ausfälle? Bei unserer Bank, nein. Chancen nicht genutzt? 
Liegt bei null Toren im Spiel auf der Hand.
Das wirkliche Problem wird schon das ganze Turnier über klar: Das Spiel ist kaputt.

Rückblende.
Erinnern wir uns mal an das EM-Turnier in Portugal vor 12 Jahren.
Spätestens nach dem 9er-Riegel der Franzosen gestern sind Ottos EM-Griechen von 2004 mehr als rehabilitiert. Was hat man damals auf die Defensivtaktik von Rehakles geschimpft und bewundert heute zwei Viererketten, die sich perfekt vor dem eigenen 16er verschieben
und erstmal nix anderes vorhaben als ein Fußballspiel zu verhindern. Moderne Spielweise, heißt es heute.
Die Folge ist aber Schablonenfußball á la Guardiola: Ballbesitz, Ballsicherung, Passsicherheit, Zuspiele im Dreieck. Verhindern, verhindern, verhindern anstatt zu riskieren.
Wäre der heutige Fußball eine Trinkspielvorlage, bei der man zu jedem Querpass einen Kurzen vernichten müsste, würden selbst Voll-Alkoholiker den Anstoß zur zweiten Halbzeit selten erleben.

Nur noch 9 gegen 9 -  Warum nicht?

Mal ehrlich, eine Sportart, deren Erfolg mittlerweile in einer dämlichen Einheit wie Packing errechnet wird, soll unser Herz erreichen? Nicht wirklich.
Man will jetzt nicht mit der Vergangenheit kommen, denn da gab es auch ganz gruselige Taktiken. Und die Zeit eines Horst Hrubesch ist nun mal vorbei.
Tatsache ist aber, das man sich heute noch an ihn erinnert und sich sicher sein kann, dass damals bei jedem Ball die Naht auf Spannung ging, wenn er in die Nähe von Hottes Birne geriet.

Heute ist der Stürmer eine aussterbende Spezies und gilt als wunderbares Beispiel dafür, dass Integration ins Mittelfeld funktioniert. Tore schießt man aber nun mal vorne.
Müssen wir wirklich unseren Kindern erzählen wie früher mal Fußball gespielt wurde, so mit
Stürmer und Abseitsfalle, damit diese Tradition wieder auflebt? Das wäre schade.
Wir könnten den athletischsten Fußball aller Zeiten erleben und bekommen leider zu oft nur den taktischsten zu sehen. Und das macht einfach keinen Spaß mehr.

Wenn das so weitergeht, dann muss man sich Änderungen überlegen.
Vielleicht nur noch 9 gegen 9 oder das Abseits abschaffen.
Sonst kann man sich als Fußballprofi gleich verbeamten lassen.

Oder, ihr macht das Spiel wieder heile, ihr Guardiolas und Tuchels, ihr Murinhos und Ancelottis.
Wie?
Geht´s raus und lasst´s Fußball spielen…


War früher der Fußball besser? Na, ganz früher wohl nicht...


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