Donnerstag, 14. September 2017

Wahl da was? Warum es in diesem Jahr so schwer ist wie nie und ich trotzdem wählen gehe


Es ist 2017 und Wahlkampf. So nennen sie es zumindest.
Horoskop-Sprüche unter Gesichtern auf Plakaten, die unsere Städte, Fuß -und Radwege verstopfen.
„Für ein Deutschland, in dem es sich gut und gerne leben lässt.“ Ja, mit drei Jobs pro Haushalt vielleicht gerade so.
Und die beschworene „Gerechtigkeit“ scheint während der großen Koalition mächtig abhandengekommen zu sein, so dass man sie als fernes Ziel definieren muss und nicht als Ist-Zustand mit ihr werben kann.
Und was kommt eigentlich heraus, wenn man Grün und Schwarz mischt? Wahrscheinlich so in etwa das, was man sich nach einem langen, schweren Mindestlohn-Arbeitstag abends totmüde aus der Nase zieht.
Die meisten wollen und werden wieder gar nichts ankreuzen, die Stamm-Nichtwähler. Andere brennen darauf, ihren Wahlzettel an bestimmter Stelle mit einem Hakenkreuz zu versehen. Menschen zwischen 30 und 65, die eine Bundeskanzlerin mit 12 Jahren Amtszeit dafür verantwortlich machen, dass sie in ihrem Leben zu kurz gekommen sind.
Und soweit ist es schon gekommen: Man muss plötzlich Merkel verteidigen, ob man will oder nicht.
Weil jedes Maß und alle Vernunft verloren gegangen ist.
Leichtes Spiel für Steinzeitparolen, geschwungen mit der groben Rhetorik-Keule, die vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre. „Hol Dir dein Land zurück!“ Ich frage mich, von wem? Erst von den Ausländern und dann? Von den Reichen, dann von den Studierten, dann von den Katholiken und zum Schluss von den dunkelhaarigen Bio-Deutschen?

Was ist die Alternative zur Alternative?

Die verteufelte Linke, die sich von gewaltbereiten Krawall-Touristen distanzieren muss, wie sich jeder anständige Moslem tunlichst von jedem islamistischen Terrorakt zu distanzieren hat. Und zwar pronto und glaubwürdig? Im Ansatz ausgebremst und trotz fester pazifistischer Haltung und sozialem Schwerpunkt immer noch nicht ganz koscher.

Ein liberaler Anti-Hipster, der meint „Manchmal muss ein ganzes Land vom Zehner springen“, aber Politik nur für den Schwimmbadbetreiber im Sinn hat? Dessen Partei 25.000 Schlecker-Mitarbeiterinnen genauso blass hat aussehen lassen, wie er jetzt von seinen Wahlplakaten herunterlindnert?
Das Lexikon erklärt Monochrom übrigens als „eine, nur auf einen Farbrezeptor reduzierte Wahrnehmung“.
Damit ist im Prinzip auch schon das Parteiprogramm der FDP beschrieben, wäre da nicht noch die fiese Überlappung der Themen, bei denen sie in das gleiche Horn wie die AfD bläst.

Brauchen wir also eine Satire-Partei, quasi als Weißabgleich, die eine satirische Überhöhung mittlerweile mit dem richtig groben Holzhammer platzieren muss, damit sie uns von diesem Wachtraum namens "Realität" losreißen kann? Wir könnten allerdings mehr als nur Lacher gebrauchen.

Und wer soll uns bei unserer Entscheidungsfindung helfen? 

Politische Talkshows etwa?
Diese dienen der Meinungsbildung in etwa so wie ein Senkblei, das man einem Ertrinkenden zuwirft.

Wir sind wieder dazu aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Unsere Volksvertreter.

Vor ein paar Jahren kam heraus, das die NSA „350 der wichtigsten Deutschen“ regelmäßig digital ausgespäht hat. Über 600 Abgeordnete sitzen in diesem Deutschen Bundestag – das ist bezeichnend.

Trotzdem werde ich am 24. September mein Kreuz machen. Irgendwie werde ich schon meine Wahl treffen – weil ich will. Weil es mein Recht ist und niemand gesagt hat, dass Demokratie eine simple, selbsterklärende Sache ist. Man macht nicht einfach sein Kreuz und dann ist wieder 4 Jahre Ruhe.
Keiner kriegt alles, aber alle kriegen das Beste, was geht. Das sollte das Ziel sein. Und dafür muss jeder was tun. Nicht Facebook-Posts sondern Parteiprogramme sollten uns bei einer Entscheidung helfen. Nicht die BILD sondern Bürgersprechstunden sollten unsere Fragen beantworten.
Es muss einfach möglich sein, dass wir uns alle am Riemen reißen und mitarbeiten.
Wähler, Politiker, Journalisten – einfach alle.
Es ist ziemlich klar, was uns droht, wenn wir das simpelste nicht schaffen.
Die Steinzeit.


Mein kleiner Song setzt sich etwas genauer mit den Beweggründen der "Protestwähler" auseinander...


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