Dienstag, 21. November 2017

Ach du meine Presse!

Im Fitnessstudio:
Der bauchgewordene Frühfünfziger im Papageienfarbenen Trainingsdress, der liebend gerne als Mittvierziger durchgehen möchte, dessen angegrauter Haarkranz-Flokati aber leider eine andere, nämlich die richtige Sprache spricht, reinigt die Liegefläche der Beinpresse so penibel mit Desinfektionsmittel, als müsste er das von der Oma vererbte Silberbesteck auf Hochglanz polieren, um es den Ramschfledderern von „Bares für Rares“ unterjubeln zu können. 

Gut zehn getränkte Papiertücher später, besetzt er das Trainingsgerät mit der Eleganz, die ein Pandabär beim Besteigen eines Liegenfahrrades an den Tag legen würde und wählt ein Pressgewicht aus, das einem Men´s Health-Covermodel vor Respekt die Bauchmuskeln wieder glattziehen würde.
Dann presst er los.
Während jeder Ausführung lässt er ein Geräusch hören, bei dem man sich nicht sicher ist: Sollte man einen Physiotherapeuten zu Hilfe rufen? Einen Förster für den Blattschuss? Oder besser doch ´ne Hebamme?
Nach drei Durchgängen mit 15 Urschreitherapeutischen Wiederholungen ist alles vorbei und der Frühfünfziger macht sich an den Abstieg. 

Sein Ganzkörperlicher Schweißfilm hilft ihm dabei vom Gerät zu gleiten und als er das Basislager erreicht, zieht er wackelig von dannen zur nächsten Übung.
Die Presse tropft wie ein altes Gradierwerk.
Oder, weint sie etwa?



Let´s get Physical, Olivia...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen