Mittwoch, 26. Oktober 2016

Sonne, Halbmond und Sterne!

Die Sorge einiger Mitmenschen um das Abendland treibt ja mitunter seltsame gedankliche Blüten, für die oft die wildesten Gerüchte als Dung herhalten müssen.
Wenn aus Rücksicht auf andere Glaubensrichtungen der St. Martinszug plötzlich „Sonne, Mond und Sterne-Zug“ hieße und der Weihnachtsmarkt nur noch unter „Wintermarkt“ firmierte, dann sähe der Abendländer seine heimatländliche Existenz nicht nur bedroht, sondern ausgelöscht.
Das irgendein versprengter NRW-Linker diesen aberwitzigen Vorschlag bereits 2013 für sich verbuchen konnte, ist dabei Nebensache. Und erst recht, dass er ihn kurz darauf bereits öffentlich bedauert hat. Wir bekommen ihn jetzt Dinner-for-one-mäßig jedes Jahr in der „Wir-sind-das-Volk“-Version wieder präsentiert.
Das Netzwerk-Schneeballsystem hat aus dem Hinterbänklergebrabbel mittlerweile eine Grundgesetzänderung gemacht, die direkt von Muslimen gefordert wird.
Mit dieser Kenntnislage ausgerüstet tritt man mutig seinen digitalen Kreuzzug an – und das manchmal sogar unter Klarnamen. Und falls man noch Hilfe bei Formulierung und Bebilderung braucht, bedient man sich bei den rechten Hetzwerkern vom Anonymus-Kollektiv auf Facebook.
Schließlich darf ja wohl offen von Diskriminierung gesprochen werden, wenn an alten, deutschen Traditionen zu St. Martin oder Nikolaus mit Rücksicht auf Ausländer gerüttelt werden soll.
Der Hinweis darauf, dass St. Martin Italiener und der Heilige Nikolaus ein Türke war, ist müssig.
Ich habe bis jetzt auch noch keinen Moslem gehört, der sagte:“ Ey, Ollum, den St. Martin mag isch nisch. Mach den weg!“
Da würde man vermutlich eher hören: “Ey, der St. Martin, was ist das, neuer DJ oder was?“

W-LAN-Router statt Fackeln

Nachdem wir jetzt geklärt haben, wer für derlei Vorschläge verantwortlich ist, schauen wir uns doch mal die Leute an, die sich am meisten darüber aufregen.
Bei den Leuten, die diese moderne Christenverfolgung anprangern, wird sehr schnell klar, dass sie nicht für, sondern ausschließlich gegen etwas kämpfen und dabei munter mit dem Strom schimpfen.
Sie kämpfen gegen etwas, das sie nicht kennen, den Islam und für etwas, das sie eigentlich nicht wirklich interessiert. Das Christentum nämlich. Aber, der Zweck heiligt die Hetze.
Man wirft sich schützend vor Bezeichnung und Feiertage, um die „christlichen Traditionen unseres Heimatlandes“ zu retten, obwohl diese überhaupt nicht bedroht werden und feiert anonym in Kommentarspalten Hetze wie Heldentaten ab.
Mit glühendem W-LAN-Router zündelt man munter wie bei der Hexenverbrennung - ist ja schließlich auch mal eine gute alte christliche Tradition gewesen.

Für all diese Hardcore-Jünger, die jetzt wieder den Blödsinn mit der Umbenennung von Martinszug, Weihnachtsmarkt oder gleich der Abschaffung des Heiligabends posten, also all die Scheinheiligen, die nach christlicher Tradition brüllen und sonntags dann trotzdem gerne ausschlafen, für alle die habe ich folgenden Vorschlag. Nein, eigentlich habe ich den Vorschlag für ALLE Religionszugehörigkeiten zu machen:
Wir schaffen die religiösen Feiertage ab – jeden einzelnen. Weg damit!
Dafür bekommt jeder zehn Tage mehr Urlaub.
Was bleibt ist der Tag der Deutschen Einheit und Silvester und das war es.
Dann könnte jeder frei entscheiden, an welchen Tagen er frei macht. 
Keine Zwangsstillegung des öffentlichen Lebens wegen Ostern zum Beispiel.
Dann würde ich gerne sehen, wer von unseren eifrigen Abendlandrettern an Pfingsten frei macht.

Denen, die es täten, könnte man dann jedenfalls ruhigen Gewissens einen schönen Feiertag wünschen. 


Vielleicht kann uns Bonnie "Prince" Billy in dieser Sache helfen:






Freitag, 14. Oktober 2016

No Country for Tengelmen...

Eigentümer kündigt Zerschlagung an!“ tönt es heute aus den Medien zum Thema Tengelmann.
Was für eine schön martialische Sprache beim Untergang eines Unternehmens doch benutzt wird.
Eigentümer kündigt Zerschlagung an, das klingt für mich nach einem Dreijährigen, weil der es ja auch meist vorher ankündigt, wenn er seinen Legoturm zerkloppt.
„Jetzt zerschlage ich den!“, ruft er dann.
Dem Dreijährigen geht es danach ja auch richtig gut.
Er bekommt von seinen Eltern sogar noch mehr Steine geschenkt, damit er woanders wieder aufbauen kann und nicht rumquengelt.
Nur die kleinen Legofiguren in dem Turm, der zerschlagen wurde, die kriegen die Macken ab.


"Sprechende Köpfe" hätten die Arbeitsplätze vielleicht gerettet...