Donnerstag, 19. Mai 2016

Some Kind of Münster - In der Stadt der Speichenzecken


Wir alle kennen ja Dinge, die man unbedingt mal im Leben gemacht haben sollte.
Backpacking in Südost-Asien, Bungee Jumping, ein Tattoo stechen lassen, mit Delfinen schwimmen, sich selbst einen Einlauf verpassen und anschließend 30 Tage lang fasten, Baum bauen, Kind pflanzen, Haus zeugen – und ähnliches.
Wann immer ich von jemandem so eine Aufzählung höre, erweitere ich sie immer gerne um einen Punkt: Autofahren in der Innenstadt von Münster!
Wer das je macht hat, der ist auch bereit sich selbst einen Einlauf zu verpassen – und zwar direkt im Anschluss.

Man bekommt sehr schnell den Eindruck, dass die Stadtplaner den Kern dieser Tatort-Kulisse direkt als Verkehrshindernis angelegt haben.
Wie autofeindlich und verbaut die Stadt der Speichenzecken ist, durfte ich neulich wieder bei einem Auftritt dort erleben.
Nachdem ich mein Equipment aus dem Auto geladen hatte, welches ich zu diesem Zwecke direkt vor der Location parken durfte, fragte ich den Veranstalter, wo ich denn den Boliden für die Zeit des Auftritts Knöllchenfrei parken könne.
„Oh, wir haben einen Parkplatz direkt hintern Haus, am besten also da.“
Mein Blick fiel auf die imposante Hausfassade, die eine Hofeinfahrt vermissen ließ und ich fragte: „Wie komme ich denn hinter das Haus?“
„Also“, sagte der Veranstalter, „du fährst hier die Straße runter, biegst die nächste rechts ab und fährst weiter bis zum Kreisverkehr, okay?
Da dann die zweite Ausfahrt ab, in Richtung Rheine und dann die dritte Strasse wieder rechts, dann die zweite links und direkt zweimal rechts, bis ganz hinten an dem Schild "Anlieger frei" durchfahren – dann stehst du hier schon auf dem Hinterhof. 
Wenn du da bist, ruf mich kurz auf dem Handy an, dann mache ich hinten die Tür auf.“

Und so überließ er mich meinem Schicksal auf dem Weg durch den Wilsberg-Dschungel, auf dem ich mich natürlich, trotz seiner Angaben und Navi, glatt verfuhr und wahrscheinlich über kurz oder lang in Holland gelandet wäre, hätte mich der Veranstalter nicht schließlich per Handy durch Gassen gelotst, die nicht breiter als Kinderrutschen schienen. Nie wäre ich darauf gekommen, hinter diesen Pinkelrinnen Leben zu vermuten.
Nach der gefühlten Dauer eines amerikanischen Roadmovies parkte ich endlich meinen Wagen gute 12 Meter von der Stelle entfernt, von der ich vor Einbruch der Dunkelheit losgefahren war. 
Nur eben hinter dem Haus.

Zwar hatte ich nun eine plausible Erklärung für das Publikum, warum sich meine Auftritt um 20 Minuten verzögerte, auf Verständnis durfte ich aber nicht hoffen, weil die Leute natürlich alle mit dem Fahrrad da waren - pünktlich.


Hätte ich damals doch besser auf Peter Petrel gehört...


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